Die Fraktion LI.PAR.Tie. spricht sich klar für die Eignungsprüfung zur Errichtung von Windenergieanlagen durch die MVV auf der Friesenheimer Insel und nördlich der A6 außerhalb des Käfertaler Waldes aus. Auf die Ankündigung von Widerstand gegen die Nutzung von Windenergie auf Mannheimer Boden reagieren die Fraktionsmitglieder mit Unverständnis. Die Mentalität „nicht in meinem eigenen Hinterhof“ weisen wir deutlich zurück. Wer nicht bereit ist, durch die Zustimmung zu emissionsfreien Formen der Energieerzeugung einen eigenen Anteil auf lokaler Ebene zur Klimarettung beizutragen, handelt schlicht verantwortungslos gegenüber dem Planeten und der gesamten Menschheit.
Lokale Alternativen zur Kohleverstromung
Denn zur Begrenzung des Klimawandels brauchen wir die Energiewende auch mit Maßnahmen vor Ort. Dafür hat sich der Gemeinderat mit seiner Zustimmung zum Local Green Deal als Ansatz für eine nachhaltige, klimaneutrale und integrative Stadtentwicklung erst kürzlich in seiner Sitzung am 27.07.2021 mit großer Mehrheit ausgesprochen. Dieser Ansatz ist notwendig, um die globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen der Agenda 2030 zu erreichen, für die sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am 12.03.2019 ebenfalls ausgesprochen hat.
Zur Erreichung der Klimaziele auf lokaler Ebene gehört die Beendigung der Kohleverstromung durch das GKM noch in diesem Jahrzehnt. Dafür müssen emissionsfreie Alternativen für Strom- und Fernwärmeerzeugung geschaffen werden. Auch kleinere Maßnahmen wie der Betrieb von einigen Windkraftanlagen sind ein kleiner, aber wichtiger Beitrag zur dezentralen Erzeugung erneuerbarer Energie.
Keine Beeinträchtigungen für Menschen und Landschaft
Im Hinblick auf die zahlreichen großen Industrieanlagen in und um Mannheim herum sind Windkrafträder, sofern sie die vorgeschriebenen Standortvorgaben einhalten, das geringste Übel. Gerade auf der Friesenheimer Insel, in Sichtweite des weltgrößten Chemiewerks, einer Müllverbrennungsanlage und weiterer großer Industriebetriebe beeinträchtigen die Anlagen weder das Landschaftsbild noch die Lebensqualität für die nächstgelegenen Anwohner*innen. Auch im äußersten Norden der Stadt stellen die Windkraftanlagen definitiv keine größere Beeinträchtigung für Mensch und Umwelt dar als beispielsweise das GKM mit seinen 200 Meter hohen Schornsteinen und kilometerhohen Abgasfahnen im Süden der Stadt oder eben die auf der anderen Rheinseite gelegenen Chemiefabrik mit ihren Emissionen.
Die Infraschallwerte wurden, nachdem über Jahre hinweg falsche und viel zu hohe Werte in der Öffentlichkeit im Umlauf waren, im Frühjahr 2021 von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) um 36 dB(G) nach unten korrigiert. Der angeblich hohe Infraschall, ein wesentliches Argument von Windkraftgegner*innen, hat somit deutlich an Bedeutung verloren.
Beteiligung an Einnahmen zur Akzeptanzerhöhung
Die Fraktion würde allerdings begrüßen, wenn die MVV zum Betrieb der Windkraftanlagen ein Gewinnbeteiligungsmodell auflegen würde, durch das die Anwohnerinnen die Möglichkeit erhalten, an der Einspeisung des so erzeugten Stroms finanziell beteiligt zu werden. In anderen Regionen hat diese Form der Teilhabe die Akzeptanz für die Errichtung der Windenergieanlagen deutlich erhöht. Bei der Energiewende müssen wir möglichst viele Menschen mitnehmen. Zudem fordern wir eine Beschleunigung bei Planung, Genehmigungsprozessen und Bau der Windkraftanlagen. Es kann nicht sein, dass die Inbetriebnahme von gerade einmal acht Windkraftanlagen erst 2026 bis 2028 erfolgen kann, obwohl schon seit Jahren geplant wird. Mit diesem Schneckentempo werden Mannheim und Deutschland die Klimaziele nicht erreichen. Hier sehen wir die grün-schwarze Landesregierung und die neue Bundesregierung in der Pflicht, sich klar zum Ausbau erneuerbarer Energien zu bekennen und diesen schneller voranzutreiben als bisher.