Der Gemeinderat möge beschließen: Die Verwaltung wird beauftragt, dem Gemeinderat zeitnah ein Sofortprogramm vorzulegen. Dieses soll sicherstellen, dass Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 16 Jahren in der Neckarstadt-West, die während der Zeit des Heimunterrichts nicht oder nur eingeschränkt erreicht werden konnten, aufgesucht werden. Dies sollte in Abstimmung mit den Lehrer*innen der Grund- und weiterführenden Schulen erfolgen, die von diesen Kindern und Jugendlichen besucht werden.
Diese Kinder und Jugendlichen sollten dann mit pädagogischem und muttersprachlichem Personal an Orten und Jugendtreffs, an denen sie sich überwiegend aufhalten, aufgesucht werden. Ziel dieser Aktion soll es sein, notwendige individuelle Hilfen/Unterstützungen für Kinder und Jugendliche anzubieten. Damit soll den zunehmenden Bildungsdefiziten von ohnehin benachteiligten Kindern und Jugendlichen durch die zeitweise Schließung der Schulen aufgrund der Corona-Pandemie entgegengewirkt werden.
Die Verwaltung prüft eine Ausweitung dieses Sofortprogramms auf andere Stadtteile im Sozialraum V, um auch dort Bildungsdefiziten während der Pandemie entgegenwirken zu können.
Hierzu ist eine enge Kooperation mit Akteuren in der Neckarstadt-West und ggf. weiteren betreffenden Stadtteilen wie z.B. Jobcenter, Quartiermanagement, LOS-Projekt, Gesundheits- und Jugendamt, freie Träger etc. zu vereinbaren. Wenn notwendig, sind auch zusätzliche Leistungen im Rahmen des Mannheimer Unterstützungssystems Schule (MAUS) zur Verfügung zu stellen und die Kapazitäten entsprechend auszuweiten.
Um dieses Sofortprogramm konzeptionell zu erarbeiten, zu koordinieren und umzusetzen, sind personelle Ressourcen von der Verwaltung sowie weitere Mittel zur Finanzierung von passgenauen Unterstützungsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen.
Begründung:
Ein erheblicher Teil der ca. 2.000 Kinder und Jugendlichen in der Neckarstadt-West sowie viele weitere in anderen Sozialraum-V-Stadtteilen gehörte schon vor der Corona-Epidemie zum Kreis der besonders Benachteiligten in unserem Bildungssystem. Dazu gibt es umfangreiches Datenmaterial im Sozialatlas und dem Bildungsbericht unserer Stadt.
Die Situation hat sich aufgrund der langen Schulschließungen bzw. eingeschränkten Angebote während der Pandemie weiter dramatisch verschärft. Nach Aussagen von Bildungsverantwortlichen vor Ort können höchstens zwei Drittel der Schüler*innen in dieser Zeit überhaupt erreicht werden.
Ein erheblicher Teil der Kinder und Jugendlichen erhält vom Elternhaus aufgrund eigener Bildungsdefizite, prekärer Wohnsituation und der finanziellen Lage nur unzureichende Unterstützung.
Dies führt u.a. auch dazu, dass die deutschen Sprachkenntnisse und die Lernbereitschaft abnehmen – mit entsprechenden Auswirkungen auf den Bildungsstand.
Um hier kompensatorisch wirken zu können, sind außerordentliche Anstrengungen notwendig.