Der Gemeinderat möge beschließen: Die Verwaltung wird beauftragt,
- den verfügbaren kostenlosen Probeaccount für das integrierte Modell zur Gesundheitsfolgenabschätzung (GFA) in der Stadtentwicklung zu nutzen und eine mindestens sechsmonatige Testphase durchzuführen.
- dem Gemeinderat bis Ende des Jahres 2025 einen mündlichen Bericht im zuständigen Ausschuss zu erstatten, der umfasst:
> inwiefern gesundheitliche Aspekte bisher in Planungsverfahren Berücksichtigung finden
> Ergebnisse und Erfahrungen aus der Testphase mit dem GFA-Tool
> Bewertung, inwiefern die GFA über die bereits bestehenden Ziele und Bemühungen hinausgeht
> Vor- und Nachteile einer dauerhaften Implementierung
> Aufwand für Einführung, Schulungen und Betrieb
> Empfehlung zum weiteren Vorgehen
Begründung:
Die systematische Berücksichtigung gesundheitlicher Auswirkungen in der Stadtentwicklung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Es gibt mittlerweile mehr Hitzetote als Verkehrstote, was die Dringlichkeit des Themas unterstreicht. Forschungsergebnisse zeigen eindeutige positive Effekte gesundheitsfördernder Stadtplanung, beispielsweise durch ÖPNV-Ausbau oder radverkehrsfreundliche Infrastruktur.
Das baden-württembergische Gesundheitsdienstgesetz verpflichtet bereits heute: „Bei Planungsvorhaben, Genehmigungsverfahren, Baumaßnahmen und sonstigen Maßnahmen, die gesundheitliche Belange der Bevölkerung wesentlich berühren, nehmen die Gesundheitsämter zu gesundheitlichen Auswirkungen Stellung.“
Am 15. Juli 2025 stellte Frau Prof. Dr.-Ing. Heidi Sinning im Fachaustausch des Lenkungskreises der Kommunalen Gesundheitskonferenz das Thema „Gesundheitsfolgenabschätzung in der Stadtentwicklung“ vor. Das integrierte Gesundheitsfolgenmodell bietet eine systematische, transparente und in Verwaltungsabläufe integrierbare Lösung. Es ermöglicht interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Stadtplanung, Gesundheitswesen und Informatik und wurde bereits erfolgreich in den Modellstädten Potsdam und Bochum erprobt. Kommunen berichten von positiven Erfahrungen und das Tool kann in bestehende Phasenmodelle integriert werden.
In der Diskussion des Fachaustauschs verwies die Stadtverwaltung darauf, bereits umfangreiche Maßnahmen zu ergreifen und gesundheitliche Aspekte bei Bauvorhaben weitgehend zu berücksichtigen (u.a. durch die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben).
Da ein kostenloser Probeaccount zur Verfügung gestellt werden kann, können die Potentiale der GFA ohne finanzielles Risiko getestet werden. Die Pilotphase ermöglicht es, konkrete Erfahrungen zu sammeln und fundiert zu bewerten, ob eine dauerhafte Implementierung über die bereits bestehenden Ziele und Bemühungen hinaus geht und für Mannheim sinnvoll ist.
Zusätzlich eröffnen sich Fördermöglichkeiten in Bereichen wie Städtebau und Hitzeaktionsplanung, die bei systematischer Anwendung der Gesundheitsfolgenabschätzung besser genutzt werden können.