Der Gemeinderat möge beschließen: Die Stadt Mannheim prüft die Einrichtung eines Bürger*innen-Büros Wohnen, um wichtige Beratungs- und Unterstützungsleistungen für die Menschen in Mannheim im Zusammenhang mit einem zunehmend schwieriger und teurer werdenden Wohnungsmarkt zu erbringen. Solche Aufgaben sind:
Hoheitlich:
Erste Anlaufstelle für Wohnungssuchende mit B-Schein inkl. Ausgabe von B-Scheinen, insofern Auslagerung aus der GBG und Vorstufe zu GBG-Abläufen, zugleich aber für Anbieter von öffentlich geförderten Wohnungen außerhalb der GBG.
Hilfe und Beratung:
● Melde- und Informationsstelle für private Wohnungsanbieter*innen preisgünstiger Wohnungen, die weniger Wert auf Rendite als auf gute Nachbarschaft legen – Vermittlung solcher Wohnungen an Menschen mit geringem Einkommen, darunter z.B. Bewohnerinnen der Frauenhäuser, Geflüchtete etc. einschließlich „housing first“ für die Eingliederung wohnungs- bzw. obdachloser Menschen
● Meldestelle für Vermieter*innen barrierefreier/-armer Wohnungen – Vermittlung solcher Wohnungen an Menschen mit entsprechendem Bedarf
● Vermittlung und praktische Unterstützung von Ringtausch untergenutzter großer Wohnungen meist älterer Menschen gegen überbelegte kleine Wohnungen z.B. wachsender Familien
● Aufbau eines Wohnungspools speziell für wohnungssuchende Mitarbeiter*innen öffentlicher Einrichtungen der Daseinsvorsorge wie Kliniken, Kitas, Feuerwehr etc.
● Melde- und Vermittlungsstelle für verkaufswillige Eigentümer*innen von Wohnimmobilien, die den Verkauf sozialverträglich gestalten möchten und eher dem Gemeinwohl als der Profitmaximierung verbunden sind – Kooperation mit der GBG als potentieller Käuferin bzw. ggf. Unterstützung der Mieter*innen bei Gründung einer Kleingenossenschaft zwecks Erwerb der Immobilie
● Zusammenführung von Studierenden und älteren Menschen für preisreduzierte Untermiete gegen Erbringung von praktischen Unterstützungsleistungen
● Ausgabe von Kleindarlehen für den Erwerb von Genossenschaftsanteilen und Darlehensmanagement
● Beratung und Unterstützung für neue Genossenschaften und Wohngruppen
● Das Büro muss eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit betreiben
Diese Aufgabenliste ist sicherlich nicht erschöpfend.
Begründung:
Der Mannheimer Mietwohnungsmarkt verfügt bei aller Anspannung und rasanter Entwicklung des Mietpreisniveaus nicht nur bei der GBG über preisgünstige Wohnungen, sondern auch bei Genossenschaften und Privatvermietern. Durch die Sozialquotenregelung bei Neubauten werden vermehrt auch öffentlich geförderte, mietpreisgebundene Wohnungen von Privaten angeboten. Auch gibt es unter den Kleinvermieter*innen solche, die deutlich unter dem Mietspiegelniveau vermieten und oft jahrelang auf Mieterhöhungen verzichten. Bei der Unterbringung von EU-2-Migrant*innen wurde beispielsweise gerade auf diesen Angebotssektor erfolgreich zurückgegriffen.
Ferner gibt es diverse Spezialbedarfe, für die der Mietwohnungsmarkt besser erschlossen werden muss.
Auch der marktstabilisierende Erwerb von Bestandsimmobilien in öffentliches Eigentum erfordert eine Netzwerkbildung bzw. eine bekannte und leicht erreichbare Adresse für Erstinformationen. Dieser Bereich ist bekanntlich sehr zeitsensibel.